Über therapeutische Prozesse nachdenken und reden.
Sich mit andern Menschen über diese therapeutische Welt verständigen.
Ist Denken eigentlich eine einfachere Tätigkeit als „sich Fortbewegen mit den Füssen“? Beim Denken meinen die meisten Menschen, es gäbe da nur eine Art, die gelte für alle. Allenfalls gäbe es noch Personen, die das halt nicht so gut könnten. Beim Fortbewegen ist es uns selbstverständlich, dass es da verschiedenste Varianten gibt: marschieren, hüpfen, schwimmen, tanzen, spazieren, wandern…
Könnte es beim Nachdenken über oder beim Beschreiben von Therapieprozessen vielleicht auch solche Varianten geben wie fürs Fortbewegen? Oder ist immer marschierendes Denken das richtige? Wär manchmal spazierend angepasster? Oder wär schwimmend gar ehrlicher?
Als PsychotherapeutInnen kommen wir nicht darum herum, mehr über das Denken von verschiedenen Leuten zu lernen – zuallererst über unser eigenes. Missverständnisse passieren so leicht. Und noch schlimmer, es besteht ernsthaft die Gefahr, dass wir in einem inadäquaten System nachdenken. Wir wollen also miteinander erarbeiten, was denn ein adäquates Denksystem sein kann.
Dafür sind die Begriffe Denkstil und Denkkollektiv hilfreich. In die möchte ich einführen.
Es geht an diesem Kurstag also zuerst um persönliche und allgemeine Fragen des Nachdenkens und Sprechens. Dann möchte ich eine Klärung versuchen, welche Art Denken denn für unsere Art Psychotherapie oder allgemeiner gesagt für unsere Art Menschenbild geeignet ist und welche Arten nicht gut geeignet sind. Wir versuchen, in ein grösseres Verständnis darüber zu kommen. Was heisst etwa zyklisches Denken im Vergleich mit zirkulärem, linearem, hierarchischem, deterministischem, usw.? Wie kommt man in dieses Denken hinein, wie verlässt man es wieder? Wo ist es hilfreich, wo störts? Welcher Denkstil ist etwa im ICD-10, welcher in der Naturwissenschaft?
Darüber hinaus ist es immer wieder ein spannendes Thema, wie der Austausch zwischen verschiedenen Berufsgruppen zustande kommt. Welche Bedingungen sind da notwendig? Wir Psychotherapeuten, als kleine Berufsgruppe, müssen lernen, mit andern zu reden, mit Ärzten, Lehrern. Zusätzlich sind wir noch eine kleine Richtung innerhalb der Psychotherapie, um so wichtiger wird es, selbstbewusst und kompetent aufzutreten. Wenn uns das schlecht gelingt leiden wir ständig an typischen Randgruppen-Problemen: sich inkompetent zu fühlen, schräg angeschaut zu werden, sich unverstanden zu fühlen.
Es kommt dazu, dass ja auch jeder Klient wieder speziell denkt. Er hat nicht nur seine Charakterstruktur-Besonderheiten, seine Bindungseigenheiten, seinen speziellen Körperbau und seine Bewegungen. Es ist meiner Meinung nach auch für die Psychotherapie-Tätigkeit gut, geschult zu sein und sich selber zu üben, wie das Denken des Klienten aufgefunden und begleitet werden kann. Ich möchte euch Werkzeug geben, mit dem ihr euch nach und nach schulen könnt im zyklischen Denken, im Erkennen von Denkstilen, im Wechseln von einem Stil in den andern.
Der Kurstag ersetzt nicht das Studium des Buchs „Zyklisches Denken“. Es soll aber die Beschäftigung damit erleichtern. Bitte mindestens den 1. und 2. Teil als Vorbereitung für den Kurstag lesen.
Dieser Studientag ist verbindlich für Studierende der Weiterbildungsgruppe v17
Ernst Juchli
Psychotherapeut SPV/EABP/SGfK, Ausbildner und Supervisor GFK
Termine:
Samstag, 23. Juni 2018, 9.15-16.45 8 UE (6 Stunden)
Ort:
Praxisgemeinschaft Konradstr. 54, I. Stock, 8005 Zürich
Kosten:
CHF 180,-
Anmeldung:
Tel. 043 817 41 24 oder mail@gfk-institut.ch